Der Begriff Oldtimer ist in der öffentlichen Wahrnehmung ausgesprochen dehnbar. Sehen die einen im Fiat Uno schon eine Reminiszenz an die gute, alte Zeit, so beginnt für die anderen der Begriff erst jenseits des Messerschmitt Kabinenrollers.
Für den Gesetzgeber hingegen ist der Fall klar: Alles, was über 30 Jahre alt ist und weitgehendst im Originalzustand ist, gilt als erhaltenswertes Kulturgut, sofern es nicht nur noch vom Rost zusammengehalten wird.
Das H-Kennzeichen
Automatisch freilich wird dieser Status nicht verliehen. Dafür muss der Eigentümer des Wagens schon bei der Prüfstelle vorstellig werden. Erst dann, wenn der Prüfer sowohl Fahrsicherheit als auch keine gravierenden Abweichungen vom Originalzustand feststellt, kann das begehrte H-Kennzeichen erteilt werden. Begehrt deshalb, weil damit sowohl Versicherungs- als auch Steuervorteile verbunden sind und nicht zuletzt die Möglichkeit, sich (bislang) frei in allen Umweltzonen bewegen zu dürfen. Egal welche und wie viele Schadstoffe der Oldtimer aus dem Endrohr in die Luft pustet.
Originalität und Zustand
Käufer von Veteranen suchen vor allem unverbastelte Exemplare, die genau den Charakter jener Zeit widerspiegeln, in der sie entstanden sind. Ein VW Käfer mit einem modernen Autoradio, das blinkt und leuchtet wie ein Weihnachtsbaum, ist schlicht undenkbar. Nun lässt sich ein Autoradio wieder auf originalen Zustand rückrüsten. Schwieriger ist dies bei anderen Modifikationen wie etwa untypischen Lackierungen oder Modifikationen im Innenraum. Was allerdings zumeist toleriert wird, ist zeittypisches Zubehör. Dazu kann die Blumenvase fürs Armaturenbrett des VW Käfer ebenso gehören wie die Rallyestreifen für den Opel Manta.
Auch technische Veränderungen können sinnvoll sein. Eine elektrische Benzinpumpe anstelle einer chronisch Dampfblasen-anfälligen Membranpumpe kann einfach nur eine Erleichterung des regelmäßigen Betriebs sein. Ebenso können Änderungen, die später in die Serie des jeweiligen Oldtimers eingeflossen sind, sinnvoll sein, wenn sie die Fahrsicherheit erhöhen und im Unsichtbaren stattfinden.
Was den Zustand angeht, gibt es eine Klassifizierung nach Nummern. So präzise die Nummern sind, so schwammig werden sie in der Praxis gehandhabt. Zustand 1 markiert einen Oldtimer in völlig originalem Erhaltungszustand, wie neu oder manchmal sogar besser als neu. Zustand 2 ist ansehnlich, ohne Mängel aber mit Gebrauchsspuren. Entweder in Ehren gealtert oder fachgerecht restauriert. Zustand 3 bezeichnet ein verkehrssicheres Fahrzeug mit deutlichen Gebrauchsspuren aber ohne Durchrostungen und sofortigem Handelsbedarf. Zustand 4 ist nicht zwingend fahrbereit und erfordert sofortige Arbeiten – Zustand 5 ist in aller Regel ein Schrotthaufen.
Wo kann ich einen Oldtimer verkaufen?
Dort, wo Oldtimer gesucht werden. In Oldtimer-Foren, Interessengemeinschaften oder entsprechenden Magazinen. Die üblichen Portale sind da wenig sinnvoll. Probieren kann man es zwar, aber im weitaus häufigeren Fall wird erstere Strategie zum Erfolg führen. Mit den Zustandsbeschreibungen sollte man ehrlich sein. Schließlich nehmen Käufer oft eine weite Anreise auf sich, um den Wagen zu besichtigen. Mehr als bei anderen Gebrauchten ist der Preis hier Verhandlungssache. Zwar gibt es Preisspiegel, welche Anhaltspunkte für die jeweiligen Oldtimer geben (bezogen auf den Zustand), aber am Ende kommt es darauf an, wie groß die emotionale Bindung des potenziellen Käufers an das Fahrzeug ist.
Ist der Wagen eine Kindheitserinnerung, dann kann es unter Umständen sogar belanglos sein, wenn die Sitzbezüge ein wenig verblichen sind, so lange nur das Bakelit-Lenkrad die richtige Farbe hat.