Jahrelang war er der Deutschen liebstes Kind: Der sparsame, zuverlässige und dabei leistungsstarke Diesel. Seit die Selbstzünder mit Features wie Common-Rail-Einspritzung und Turbolader aufwarten können, ist aus dem alten Heizöl-Ferrari für bevorzugt landwirtschaftliche Klientel ein begehrtes Objekt geworden, dessen Neupreis oft deutlich über vergleichbaren Benzinfahrzeugen liegt.
Das allerdings könnte nach den gegenwärtigen Diesel-Skandalen gründlich vorbei sein. Diesel gelten als Luftverschmutzer und mancherorts überlegt man, die Selbstzünder komplett aus den Städten zu verbannen. Schlechte Zeiten also, einen Diesel zu verkaufen, oder?
Nicht unbedingt, denn trotz Betrugsskandal hat der Diesel einige Vorteile, die man beim Verkauf betonen sollte, um eine zufriedenstellende Summe zu erlösen. Im Folgenden einige Argumente und Ratschläge, die Ihnen helfen können, Ihren Diesel an den Mann zu bringen.
- Verbrauch
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Diesel sind bei vergleichbarer Leistung deutlich sparsamer als ihre benzinbetriebenen Kollegen. Verbräuche um die vier bis sechs Liter bei einem vernünftig motorisierten Diesel-PKW mit 150 PS Leistung sind eher normal als die Ausnahme. Dazu ist Diesel auch an der Zapfsäule der günstigste Sprit (sieht man einmal von Autogas ab). Das ergibt im laufenden Betrieb vor allem bei Vielfahrern sehr große Einsparungen. Dem steht bei älteren Dieseln die erhöhte Kfz-Steuer gegenüber.
Sollten Sie also an einen potenziellen Käufer geraten, der hauptsächlich Kurzstrecken fährt und noch dazu viel in Großstädten unterwegs ist, fehlen Ihnen wichtige Argumente für den Verkauf. Ein großer Vorteil aber bleibt dem Diesel: Das beste CO2 ist dasjenige, das überhaupt nicht entsteht. Soll heißen: Durch seinen niedrigen Verbrauch erzeugt der Diesel auch deutlich weniger CO2 als vergleichbare Benziner. Ein wichtiger Aspekt, der das Umweltgewissen eines wankelmütigen Käufers eventuell beruhigt.
- Fahrverbot
Stuttgart hat den Stein ins Rollen gebracht: Am liebsten würde man dort alle Diesel aus der Innenstadt verbannen. Was die Zukunft bringt, ist unsicher. Realität aber ist, dass Fahrzeuge mit gelber Umweltplakette schon jetzt aus vielen Stadtzentren ausgesperrt sind. Das muss kein Grund sein, Ihren gepflegten und technisch intakten Diesel für ein Butterbrot abzugeben. In vielen Fällen kann ein Partikelfilter nachgerüstet werden, der eine Hochstufung auf Grün zur Folge hat.
Zwar lief die staatliche Förderung dafür 2016 aus, aber im Einzelfall ist zu überlegen, ob man die 600 bis 1000 Euro für eine Nachrüstung investieren will, um den Verkaufspreis zu erhöhen. Das lohnt sich sicher nicht beim Winterauto für 1500 Euro. Aber beim großen (und schon etwas älteren) Diesel der gehobenen Klasse, erhält man diese Investition mit dem Verkaufspreis zurück und hat es dazu viel leichter, den Wagen zu verkaufen. Auch hier allerdings kann es ein Problem geben: Nicht alle älteren Diesel lassen sich nachrüsten. Es gilt die Faustregel, dass für sehr häufig gebaute Motorentypen naturgemäß mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
- Schummelsoftware
Das große Medienthema der vergangenen Monate. Dass dies aber zum völligen Aussterben des Diesels führen wird, ist bei nüchterner Betrachtung unwahrscheinlich, denn letztlich ist die Umweltbilanz der Selbstzünder nicht so schlecht. Und erhöhte Stickoxid-Emissionen haben auch mager laufende Benzinmotoren.
Abgesehen davon wird es jedoch schwer werden, ein Modell zu verkaufen, das von dem Skandal betroffen ist, wenn die Software nicht aktualisiert wurde. Auch, wenn sich die Updates der Hersteller immer wieder verzögern, kann man nur raten, mit dem Verkauf bis dahin zu warten. Ansonsten muss man kräftige Preisabschläge in Kauf nehmen.
- Langlebigkeit
Die Zeiten, als Dieselfahrzeuge die 1.000.000 km Grenze überschritten, sind vorbei. Neue Techniken wie Common-Rail, Turboaufladung, Abgasrückführung und weitere machen die Motoren effizienter – aber auch anfälliger.
Trotzdem erzielen gut gewartete Selbstzünder immer noch überdurchschnittliche Laufleistungen. Ein informierter Käufer aber wird nach Zustand der Hochdruckpumpe fragen und ob Luftmassenmesser und Abgasrückführung schon einmal Probleme verursacht haben. Vor allem aber wird er über die OBD-Schnittstelle eventuelle Fehler auslesen wollen.
Verweigern Sie dies, wird der Verkauf mit großer Sicherheit nicht stattfinden. Es lohnt sich also auch hier, sein Fahrzeug nicht nur optisch, sondern auch technisch zu pflegen. Handwerklich Begabte können viele dieser kleinen Arbeiten selbst übernehmen.